Datenschutz Und Saugroboter: Haben Wir Einen Spion Im Haus?
Saugroboter sind die perfekten Smart Home Geräte, die uns dabei helfen, Böden zu reinigen, ohne die schwere Arbeit eines traditionellen Staubsaugers. Saugroboter können nach Zeitplan reinigen und aufladen, während du dich um andere Aufgaben kümmerst oder einfach nur entspannst.
Aber es gibt ein paar Bedenken über einige der Funktionen, die in ihnen eingebaut sind, einschließlich der Kameras.
Sollten wir uns Sorgen darüber machen, welche Informationen dieses smarten Roboter neben Staub und Schmutz noch so sammeln? Um noch konkreter zu werden:
Gibt dein Saugroboter Daten über dich weiter? Bei den neueren und moderneren Geräten mit WLAN-Verbindung zum Router hören und sehen die Geräte mit. Das es möglich ist haben Forscher gezeigt, indem sie private Gespräche mit einem gewöhnlichen Saugroboter und seinem eingebauten Light Detection and Ranging Sensor ausspioniert haben. Kurzum: Dein Saugroboter könnte dich also ausspionieren.
Der CEO von iRobot, Collin Angle, hat kürzlich gegenüber Reuters erklärt, dass man die Daten dieser Bodenkarten teilen (korrigiert vom Wort „verkaufen“) möchte, um ein „personalisiertes Smart Home Erlebnis“ zu bieten.
Was zur Hölle ist das denn nun, mag man sich zu Recht fragen?
Hier eine Übersetzung eines Tweets von OpenMedia, einer kanadischen gemeinnützigen Organisation.
„Dein freundlicher kleiner Roomba könnte bald ein gruseliger kleiner Spion werden, der Karten deines Hauses an Werbetreibende verkauft“
Und hier der Original Tweet:
Laut Collins plant iRobot einen Deal mit Amazon, Apple oder Google, um die kartierten Daten kostenlos zu teilen.
Diese Daten werden wahrscheinlich den Grundriss deines Hauses und die Position und Anordnung von Möbeln preisgeben. Es ist auch wahrscheinlich, dass sie verraten, wie viel freie Fläche dein Haus hat. Die Absicht, diese Daten zu kommerziellen Zwecken an Dritte weiterzugeben, ist aus meiner Sicht glas klar.
Diese Ankündigung hat offensichtlich eine ganze Reihe von Menschen verärgert (mich eingeschlossen) und in Panik versetzt.
Ist es an der Zeit, die Alarmglocken zu läuten?
Laut dem CEO Collin Angle gibt es keinen Grund zur Sorge. Er versichert Kunden und Investoren, dass sie „Ihre Erlaubnis einholen“ werden, bevor sie die Daten der Bodenkarten speichern.
Da Collins nicht bestätigt hat, wie diese Daten genutzt werden sollen, hat er genug Raum für Spekulationen gelassen. Wenn du dich entscheidest, diese Daten zu teilen, dann könntest du gezielte Möbelwerbung erhalten, um die leeren Räume in deinem Zuhause zu füllen.
Angetrieben von den neuen Informationen werden Amazons individualisierte Produktvorschläge wahrscheinlich noch relevanter werden (wenn das überhaupt möglich ist).
Es kann sogar zu einem besseren Smart Home Erlebnis führen, bei dem Lichter und intelligente Klimaanlagen automatisch reagieren, wenn man einen bestimmten Raum betritt.
Wenn iRobot einen Deal mit Facebook abschließt, dann können die Daten genutzt werden, um Werbetreibenden ein paar mehr Optionen zu bieten, um die Effizienz ihrer gezielten Werbung zu verbessern.
Interessant ist, dass trotz des Aufschreis der Datenschützer, die Ankündigung von den Investoren positiv aufgenommen wurde. iRobot Aktien stiegen um 4% auf 91,92$, nachdem das Interview von Reuters veröffentlicht wurde.
Nicht jeder Saugroboter kann überhaupt Daten senden
Wenn du dir Sorgen über die Verletzung deiner Privatsphäre machst, solltest du deinen treuen Saugroboter noch nicht wegwerfen.
Erstens sind nicht alle Roomba-Modelle in der Lage, Bodendaten zu erfassen und an das iRobot-Netzwerk zu senden.
Alte Roombas arbeiten, indem sie sich zufällig auf dem Boden bewegen und auf Hindernisse reagieren, wenn sie auf diese stoßen. Sie haben einfach nicht die nötige Ausrüstung, um eine solch komplexe Aufgabe zu erfüllen.
Nur die Roombas, die nach 2015 verkauft wurden, verfügen über eingebaute Kameras und die hochentwickelten Sensoren, die für eine erfolgreiche Kartierung des Bodens erforderlich sind – die Modelle 960 und 980.
Darüber hinaus hat Collins in einem öffentlichen Statement versichert, dass keine Daten an Dritte weitergegeben oder verkauft werden, ohne die ausdrückliche Zustimmung der Kunden einzuholen.
Datenaustausch mit Sprachassistenten
Es bleibt unklar, wie und welche Daten iRobot in Zukunft teilen will. Ein bisschen Datenaustausch gibt es aber schon jetzt. Bereits im März dieses Jahres wurden die Roombas der neueren Generation mit Amazon Alexa kompatibel.
Diese Funktion ermöglicht es Kunden, mit ihrem Saugroboter per Sprachbefehl zu kommunizieren.
Um die Roombas mit Alexa kompatibel zu machen, musste iRobot Bodenkarten und Reinigungsdaten mit Amazon teilen. Dies geschah natürlich erst nach Einholung der Zustimmung der Kunden.
Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Amazon diese Informationen für Marketingzwecke nutzt, aber denk mal aus Amazons Perspektive: warum sollten sie das nicht tun?
Saugroboter mit Internet Verbindung sind in der Lage Daten zu teilen
iRobot ist nicht das einzige Unternehmen, das in der Lage ist, Daten zu teilen. Alle Unternehmen, die SLAM-fähige Staubsaugerroboter herstellen, die mit deinem Router verbunden sind, haben die Mittel dazu.
Die Liste umfasst Xiaomi, Neato und Dyson.
Nehmen wir Xiaomi als Beispiel.
Der chinesische Hersteller kann die Grundrissdaten sehr gut nutzen, um andere Gadgets, die sie produzieren, zu bewerben.
Eine gute Anwendung, die mir gerade in den Sinn gekommen ist, wäre die Intensität des WLAN-Signals zu messen, um dir ihre WLAN-Netzwerk-Geräte (Router, Switches, Repeater und so weiter) zu verkaufen. Die Möglichkeiten sind praktisch endlos.
Privatsphäre und Saugroboter
Was die Privatsphäre angeht, gibt es ein paar Ideen, die ich gerne mit dir teilen würde.
Zuallererst stellen Saugroboter, die Kameras haben und einen Videostream über das Internet senden können, wie du vielleicht erwartest, ein Sicherheitsrisiko dar.
Sie können gehackt werden. Das ist alles andere als unmöglich. Leider.
Ich bin mir sicher, dass große Hersteller wie iRobot oder Dyson dies mit entsprechenden Sicherheitsprotokollen abgedeckt haben, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass man regelmäßige Firmware-Updates durchführen muss um diese Sicherheitslücken zu schließen.
Die Verwendung eines LIDAR-Lasers, wie im Fall von Neato oder Xiaomi, verringert dieses Risiko. Allerdings bist du nicht zu 100% geschützt.
Stell dir vor, Xiaomi wird von einer Möbelfirma wie Ikea gekauft. Die können buchstäblich sehen, ob du noch eine Couch oder einen Bürostuhl brauchst.
“Billigere” Saugroboter: weniger Funktionen, aber auch geringeres Risiko beim Datenschatz!
Bleibt noch hinzuzufügen, dass du dir keine Sorgen machen musst, wenn du einen billigeren Roboter bekommst, z.B. einen, der von iLife produziert wird.
Allerdings bedeutet das Fehlen einer Karte, dass der Boden nicht so gründlich gereinigt wird, wie du es vielleicht brauchst.
Tipps um deine Saugroboter Daten zu schützen
Scheue dich noch nicht vor dem Kauf eines Saugroboters. Es gibt Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass deine Daten und deine Privatsphäre möglichst geschützt sind. Hier sind ein paar Tipps, während du die Vor- und Nachteile abwägst.
- Bevor du in einen Saugroboter investierst, prüfe die Funktionen und was der Anbieter tut, um deine Daten zu schützen. Achte auf alle roten Fahnen, einschließlich des Verkaufs oder der Speicherung von Daten.
- Die meisten Saugroboter verfügen über Kameras zur Kartierung. Stelle sicher, dass du verstehst, wie die Kamera verwendet wird und ob Videos oder Bilder gespeichert oder geteilt werden.
- Halte die App deines Saugroboters auf dem neuesten Stand, um alle aktuellen Sicherheits-Patches und Datenschutzfunktionen zu erhalten, die deine Software sicher und einfach zu bedienen machen.
- Wenn du dich dazu entscheidest, deinen Saugroboter zu verkaufen oder loszuwerden, ist es am besten, diesen auf die Werkseinstellungen zurück zu setzen, um alle Daten und Einstellungen zu löschen, die möglicherweise gespeichert sind.
Mein Fazit
Im Moment würde ich mir darüber nicht zu viel Gedanken machen, die Diskussion um das Teilen/Verkaufen von Bodenkarten steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Vernetzung der Geräte schreitet immer weiter voran. Und der Marktanteil von Saugrobotern nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf.
Da ist es für mich kein Wunder das damit unweigerlich auch einige Schattenseiten entstehen.
Das Thema Datenschutz ist eines von ihnen.
Vor allem weil es ein sehr gewichtiges und weitreichendes Thema bei dem auch viel “Unfug” gemacht werden kann wenn die wertvollen Daten in die falschen Hände geraten.
Dazu kommt aus meiner Sicht, das unfassbar viel Geld hinter diesen Daten steckt und ich befürchte das die Hersteller, so sehr sie gerade auch versprechen das sie das nicht vorhaben, irgendwann diesen Umsatz-Zweig anzapfen wollen.
Es ist daher notwendig auch von gesetzlicher Seite hier rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben. Das Thema Roboter steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber mit steigendem technologischen Fortschritt und Intelligenz der kleinen Bots unaufhaltsam in unserem Leben bzw. in unseren 4 Wände Einzug halten.
Da mich zum Thema Saugroboter, Datenschutz bzw. Privatsphäre mittlerweile fast täglich Anfragen erreichen, habe ich die häufigsten Fragen und Antworten hier aufgelistet.
Häufige Fragen zum Thema Datenschutz, Privatsphäre und Saugroboter
Spioniert mein Roomba mich aus?
Ein Forscherteam hat demonstriert, dass beliebte robotergesteuerte Staubsauger für den Haushalt aus der Ferne gehackt werden können, um als Mikrofon zu fungieren.
Dies wurde durch Manipulation der von den Staubsaugern verwendeten Lichterkennungstechnologie erreicht.
Also in Kurzform: technologisch ist es möglich den Roomba zu hacken und damit Spionage zu betreiben.
Kann die Roomba-Kamera mich sehen?
Laut Roomba dient die iAdapt®-Lokalisierungskamera dazu, dein Zuhause abzubilden, um eine vollständige Abdeckung zu gewährleisten.
Sie zeichnet keine Videos oder Bilder auf, und diese Daten werden laut Hersteller auch nicht mit iRobot oder Dritten geteilt.
Anmerkung: Selbst mit der End-2-End Verschlüsselung ist es meines Erachtens aber so, dass der Hersteller selbst an sich schon die Möglichkeit hat an die Daten heran zu kommen.
Kann meine Saugroboter Roboter Kamera gehackt werden?
Ja. Jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, kann gehackt werden, wenn es mit dem WLAN deines Hauses verbunden ist.
Glücklicherweise ist es weniger wahrscheinlich, dass du Probleme mit Videos oder Bildern bekommst, wenn sie nicht gespeichert sind.
Leider bedeutet die Nutzung der Funktionen, die deinem Staubsauger helfen sollen, besser zu reinigen, auch, dass du dich auf mehr Probleme gefasst machen kannst.
Laut ZDNet haben einige Saugroboter weniger strenge Datenschutzrichtlinien und Sicherheitsmaßnahmen, die es Hackern ermöglichen können, deinen Saugroboter zu kontrollieren, Netzwerkinformationen zu sammeln und Zugriff auf das Filmmaterial während der Reinigung zu erhalten.
Je nach Netzwerkeinstellungen können Hacker sogar deinen Standort lokalisieren. Viele Staubsauger übersehen Verschlüsselungs-, Datenschutz- und Authentifizierungsmaßnahmen, die es Hackern somit eher leicht machen.
Warum haben Saugroboter Kameras?
Zunächst einmal sind nicht alle Saugroboter mit Kameras ausgestattet. Bei denjenigen, die eine haben, wird die Kamera verwendet, um dein Zuhause abzubilden und die Böden komplett zu reinigen.
Die iAdapt® Lokalisierungskamera von iRobot zum Beispiel. Wie die meisten Saugroboter nimmt er zu deiner Sicherheit und Privatsphäre keine Videos auf oder speichert sie.
Können Roombas gehackt werden?
Sofern sie mit dem Internet verbunden sind können auch Saugroboter gehackt werden (so wie jedes andere, an das Internet angeschlossene Gerät).
Es gibt dabei zwei Möglichkeiten, wie deine Daten gesammelt und geteilt werden können. Ein Hacker kann über Malware auf dein Smartphone Zugriff auf die App deines Saugroboters erhalten und Informationen sammeln oder den Bot steuern. Auch der Hersteller sammelt die Informationen und kann sie theoretisch an Werbekunden weitergeben oder verkaufen.
Brauchen Saugroboter Internet?
Roomba Saugroboter brauchen kein WLAN, um dein Zuhause zu reinigen. Du kannst einfach CLEAN auf dem Roboter drücken und der Roboter macht sich an die Arbeit.
Wenn du einen bestimmten Bereich reinigen musst, kannst du die SPOT Clean-Taste drücken und dann auf Home, damit Roomba zurückkehrt.
Ist der LIDAR Staubsauger sicher?
Die Forscher betonen, dass Staubsauger nur ein Beispiel für eine mögliche Anfälligkeit für LIDAR-basierte Spionage sind. Viele andere Geräte könnten für ähnliche Angriffe offen sein, wie z.B. die Infrarotsensoren von Smartphones, die für die Gesichtserkennung genutzt werden, oder passive Infrarotsensoren, die für die Bewegungserkennung genutzt werden.
Muss Roomba WLAN haben, um zu funktionieren?
Du brauchst kein WLAN, um den Roomba zu benutzen. Du brauchst WLAN nur, wenn du ihn mit deinem Smartphone oder einem anderen Gerät wie Alexa verbinden willst.
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